Montag

SteamWorld Dig 2 – endlich wieder im Sand buddeln! 

SteamWorld Dig war 2013 eine richtige Überraschung. Das alte Dig Dug Prinzip, sich durch lockere Erde zu buddeln, um Schätze zu finden ohne Steine herunterkrachen zu lassen, wurde sehr sympathisch neu aufgelegt. Diesen Monat erschien dann endlich die Fortsetzung, die einiges mehr zu bieten haben sollte als der Vorgänger. Inwiefern SteamWorld Dig 2 es schafft, den ersten Teil zu übertrumpfen, haben wir uns mal auf der Nintendo Switch angeschaut.

Wer buddelt denn so spät…?

Ihr spielt den Roboter Dorothy, der dieses Mal auf der Suche nach Rusty ist, also dem Helden aus dem ersten Teil. Zu Beginn landet ihr in einer kleinen Stadt voller anderer Maschinen, die euch die ersten Ziele nennen, um neue Hinweise zu erhalten. So stellt sich bald heraus, dass einige seltsame Maschinen Erdbeben verursachen. Dorothy zieht eine Verbindung zu ihrem Vorgänger und geht dem nach. Erzählt wird euch die Geschichte dabei in einfachen Dialogboxen, unterlegt durch sympathisches, maschinelles Gebrabbel. Am ehesten überzeugen dabei allerdings die Details der einzelnen Charaktere. Egal, ob es sich um Dorothy selbst handelt oder um eine der vielen Figuren, die euch über den Weg laufen. Sie sind herrlich skurril gestaltet und sehen durch die handgezeichnete Optik einfach unfassbar gut aus.

SteamWorld Dig liefert bereits auf den ersten Metern eine liebevoll aufgebaute Welt, die nicht mehr prozedural generiert wird wie im Vorgänger, sondern wunderbar zusammengesetzt ist. Das fällt vor allem bei den ganzen Höhlenkomplexen auf, die ihr erkunden müsst. Überall findet ihr Geheimnisse oder versteckte Wege und landet nie in einem Bereich, der einfach nur unfair wirkt, wie es im ersten Teil doch ab und zu passieren konnte.

Unterirdisch sammelt ihr haufenweise wertvolle Rohstoffe!

Im Goldrausch!

Das Spielprinzip ist dabei recht simpel. Ihr habt eine Spitzhacke, mit der ihr euch durch ein Höhlensystem graben müsst, ohne euch von herabstürzenden Steinen zerquetschen zu lassen. Die umliegenden Felder erkennt ihr dank eurer Laterne, die allerdings nur eine bestimmte Dauer leuchten kann. Sobald die Leuchtkraft schwindet, müsst ihr zurück an die Oberfläche. Unterirdisch findet ihr immer wieder Edelsteine, die ihr einsammeln und oben gegen Gold eintauschen könnt. Auch hier seid ihr eingeschränkt, da eure Tasche nur eine bestimmte Anzahl an Rohstoffen tragen kann. Durch das so verdiente Gold habt ihr allerdings die Möglichkeit, eure Gegenstände aufzurüsten. Die Lampe leuchtet dann länger, die Taschen bieten mehr Platz, eure Spitzhacke gräbt schneller.

Rüstet ihr eure Gegenstände auf, erhalten sie auch zusätzliche Perks, die ihr mit goldenen Zahnrädern aktivieren könnt. Die Zahnräder findet ihr überall in der Welt versteckt und sehr zahlreich, so dass ihr eure Gegenstände sehr individuell aufbessern könnt. Zum Beispiel fangen Edelsteine an zu leuchten, eure Lampe sinkt nicht unter 50% Leuchtkraft oder eure Hacke schleudert Gegner zurück, von denen ihr immer wieder einige unter der Erde antrefft. Wenn ihr alte Artefakte findet, die aus der Zeit der Menschen noch übrig sind, könnt ihr diese an der Oberfläche auch gegen weitere Verbesserungen eintauschen.

Im Spielverlauf werdet ihr immer stärker!

SteamWorld Dig rüstet auf

Ebenfalls lassen sich immer wieder große Apparate finden, in denen Dorothy neue Fähigkeiten erhält. Zu Beginn seid ihr nämlich nicht in der Lage, unendlich weit zu buddeln. Irgendwann stoßt ihr immer auf ein Hindernis, für das euch noch eine bestimmte Mechanik fehlt. SteamWorld Dig 2 wird damit zu einem sehr unterhaltsamen MetroidVania. Die neuen Fähigkeiten wirbeln das komplette Gameplay ordentlich durch und bieten euch völlig neue Herangehensweisen an manche Probleme.

Ähnliche Spiele haben oftmals das Problem, dass neue Mechaniken für eine bestimmte Stelle gebraucht, ansonsten aber nie abgerufen werden. Das ist hier anders. Jede eurer Fähigkeiten ist immer mal wieder nützlich. Sie laden ein zum herumprobieren und lassen euch auf völlig neuen Routen durch die Höhlen fegen. So bekommt ihr eine Bazooka, die Wasserbomben schießt, einen Presslufthammer, um Gestein zu zerstören oder einen Enterhaken, um euch an Decken und Wände zu ziehen. Betrieben werden die Fähigkeiten mit Wasserdampf, wodurch ihr euch immer wieder in unterirdischen Quellen aufladen müsst. Jeder Gegenstand hilft euch, unterirdisch deutlich mobiler zu werden. Könnt ihr anfangs nur den Weg nach unten suchen, da euch für den Aufstieg nur ein Wandsprung bleibt und dieser bei unüberlegtem Buddeln nicht mehr hilft, ist der Enterhaken eine gute Alternative, den Aufstieg besser zu meistern. Ansonsten müsst ihr auf das Röhrensystem zurückgreifen, welches als Schnellreisefunktion dient.

Neue Gegenstände ermöglichen euch neue Orte.

Meditatives Buddeln

SteamWorld Dig 2 überzeugt also vor allem durch ein perfekt funktionierendes Gameplay. Die Geschichte hat zwar einige nette Ansätze, die Charaktere machen Spaß und auch das Ende hat eine kleine Überraschung parat, doch trotzdem habt ihr ebenso Freude am Spiel, wenn ihr die Dialoge einfach schnell überspringt. Die Motivation, hier am Ball zu bleiben, zieht sich vor allem aus diesem wunderbaren Flow, der beim Buddeln entsteht. Ihr grabt ein paar Meter, entdeckt neue Edelsteine und denkt euch immer wieder: „Komm, die hol ich mir eben noch.“ Und schon sitzt ihr wieder eine Stunde länger vorm Bildschirm.

Der ganze Vorgang hat fast schon etwas meditatives, so dass ich mir eigentlich einen Modus ohne Gegner wünschen würde, die mich dann doch immer wieder aus dem Spielfluss gezogen haben. Das Kampfsystem ist nämlich nicht ganz so gut ausgearbeitet und wirkt oftmals etwas klobig. Vor allem, wenn im späteren Verlauf Projektile im Überfluss auf euch gefeuert werden. Dann fühlt ihr euch nämlich eher wie in einem Bullethell-Shooter. Darauf ist die Steuerung allerdings nicht ausgelegt. Das ist schade, da ihr im späteren Spielverlauf fast schon gezwungen seid, den Kampf zu suchen. Die Gegner zerlegen euch sonst die zurechtgelegten Gänge, wenn ihr sie nicht schnell aus dem Weg räumt.

Glücklicherweise lassen sich viele nach einigen Upgrades schnell beseitgen. Und dann greift die Motivation auch wieder, sich durch die unterirdischen Höhlen zu buddeln. Schließlich gilt es ja noch, wirklich jedes Artefakt, jeden Edelstein und jedes Zahnrad zu finden. Laut den Entwicklern von Image & Form gibt es auch noch lohnenswerten Content, wenn ihr jedes Geheimnis aufgespürt habt, das konnten wir bisher aber noch nicht ausprobieren. Zusammenfassend ist SteamWorld Dig 2 allerdings wärmstens zu empfehlen. Für 19,99€ habt ihr einige Stunden wundervollen Spielspaß, der euch lange am Bildschirm fesseln wird.